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22.03.2022 07:57
Von 2G bis 5G: Eine kurze Geschichte der Mobilfunkstandards
Eins vorweg: Die Geschichte des Mobilfunks in Deutschland beginnt natürlich nicht erst bei 2G.

Nach dem Zweiten Weltkrieg betrieb West-Deutschland sogar das größte öffentliche Mobilfunknetz der Welt, das aber mit heutigen Technik-Standards und Nutzungsmöglichkeiten nur wenig gemein hatte. Zunächst vermittelte immer noch das Fräulein vom Amt und Funkzellen hatten einen Radius von bis zu 150 km. Erst in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre hatten die 200.000 Nutzer des sogenannten C-Netzes eine einheitliche Vorwahl und nutzten erste tragbare Telefone, die als „Knochen“ in die Mobilfunkgeschichte eingegangen sind. Der Sprung in die Digitalisierung, der mit 2G bezeichnet wird, war dann bereits eine gesamtdeutsche Errungenschaft. 

Die Öffnung des Mobilfunk-Marktes in Deutschland

Die Stufe 2G umfasst das D- und E-Netz, die beide in den frühen 90ern entstanden und dank der Verwendung des GSM-Standards erstmals vollständig digital waren. Als Folge der Privatisierung des Mobilfunks waren jetzt auch neue Anbieter zugelassen. Hatte es bis dahin mit dem Telekom-Vorläufer DeTeMobil einen Monopolisten gegeben, wurde jetzt beispielsweise das E-Netz von dem privaten Anbieter E-Plus bereitgestellt. Das steigerte sprunghaft den Bedarf an neuen Standorten für Sendemasten, zumal die verwendeten Frequenzen höher waren, was ein noch engeres Netz an Anlagen erforderte. Die Standort-Akquirierung wurde zum wichtigen Geschäftszweig. Eine besondere Herausforderung bei der Suche nach geeigneten Flächen bestand darin, dass die Anlagen anfangs noch sehr viel Platz benötigten. Was heute so groß wie ein Kühlschrank ist, hatte damals eher die Ausmaße einer Garage. 

Als Unterstützung für die großen Netzbetreiber entstanden zunehmend spezialisierte Firmen, die sich um Planung und Handling der einzelnen Standorte kümmerten und die Abwicklung der teilweise jahrelangen Genehmigungsverfahren übernahmen. In der Folge erforderte darüber hinaus jede bautechnische Änderung an den Sendemasten tragenden Gebäuden sowie jeder neue Anbieter, der seine Antenne dort hinzufügte, weitere Anpassungen an der Anlage. Durch schnelles und flexibles Personalmanagement trugen die Subunternehmer erheblich zur Beschleunigung des Netzausbaus und dessen Qualitätssicherung bei. 

In der 2G-Phase eroberte der Mobilfunk endgültig die Städte. Die stetig steigende Zahl der Handy-Nutzer erforderte immer kleinere Funkzellen. Seit Mitte der 90er kam verstärkt auch die mobile Datennutzung hinzu. Das bedeutete anfangs vor allem den Versand von SMS, ab 2000 war dann auch eine mobile Nutzung des Internet möglich. Weil die Datengeschwindigkeit dafür aber eigentlich nicht ausreichte, erfuhr GSM eine Erweiterung auf EDGE, was eine vierfache Beschleunigung bedeutete. Zur Jahrtausendwende waren GSM-Netze in Deutschland flächendeckend ausgebaut und der heimische Mobilfunkmarkt bediente bereits 48 Millionen Anschlüsse.

Freie Fahrt auf der digitalen Datenautobahn

Doch das war nicht mehr als ein Zwischenschritt. Als 3G folgte der UMTS-Standard, der auch unter dem Namen digitale „Datenautobahn“ bekannt geworden ist. Eine große Bandbreite erlaubte erstmals den gleichzeitigen Versand verschiedener Datenpakete, was zu einer erheblichen Beschleunigung in der mobilen Datenübermittlung führte. Weiterentwicklungen von HSDPA über HSPA bis hin zu HSPA+ steigerten die maximale Übertragungsgeschwindigkeit auf 42 Mbit/s. Die Markteinführung des iPhones im Jahr 2007 läutete den Siegeszug des Smartphones mit seinen vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten ein: von mobilen Videokonferenzen über das Streamen von TV-Programmen bis zur schnellen Internet-Nutzung – und das zeitgleich zum Telefonieren. Einziger Nachteil: Es ist wie im „richtigen“ Leben, wenn zu viele Nutzer auf der Autobahn unterwegs sind, kommt es zum Stau.

Permanente Beschleunigung

Zeit also für einen weiteren Ausbau. LTE machte die Datenübertragung in Deutschland seit 2010 noch schneller, nachdem die Bundesnetzagentur die 4G-Lizenzen zum Rekordpreis versteigert hatte. Nach weiteren Frequenz-Versteigerungen 2015 und 2019 schließt LTE vor allem Breitbandlücken im ländlichen Raum, versorgt die Fläche mobil mit schnellem Internet und erreicht dabei bis zu 1000 Mbit/s.

5G sorgt nicht nur seit 2019 mit einer verzehnfachten Übertragungsgeschwindigkeit von 10 Gbit/s für zusätzliche Verbesserungen im privaten Mobilfunk, sondern eröffnet damit auch neue Möglichkeiten für die Industrie-Produktion (Industrie 4.0 und IoT), neue Formen der Mobilität (autonomes und vernetztes Fahren), telemedizinische Angebote im Gesundheitswesen sowie Optimierungen in Landwirtschaft und Energieversorgung.

Man muss kein Prophet sein, um vorhersagen zu können, dass die Entwicklung damit längst nicht abgeschlossen ist. Ein wichtiger Meilenstein wird zweifelsfrei die Entwicklung eines offenen Mobilfunkstandards sein. Auch Sinnwell ist Teil der europaweiten O-RAN Alliance, die diesen Standard derzeit entwickelt. 

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